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Stand: 28.3.2004   Update: 4.6.2007


Der Anschaffungswiderstand

Segway LLC ist eine junge Firma. Die ersten Geräte an Privatkunden wurden Ende Februar 2003 ausgeliefert. In dieser Phase ist Segway nicht darauf eingestellt, Kunden aus 'Old Europe' zu bedienen. Hier gibt es bisher keinen Vertrieb, keinen Service und eine ungeklärte Rechtslage. Soll man auf Bürgersteig oder Straße fahren? Besteht eine Versicherungspflicht? Konsequenterweise lehnt Segway die Belieferung von Kunden außerhalb der USA vorläufig ab.

Ich mußte also bereit sein, $5000 für ein Produkt vorauszuzahlen, für das es keine Gewährleistung und keinen Reparaturdienst geben würde, das ich nur aus den Beschreibungen im Internet kannte und nirgends ansehen oder ausprobieren konnte. Außerdem brauchte ich eine Lieferadresse in den USA und jemanden der das Paket (76 x 76 x 60 cm, 50 kg) nach Deutschland weiterleitet.

Als das alles geklärt war, erfolgte am 20. November 2002 die Bestellung bei www.amazon.com. Es galt $495 anzuzahlen und sich zu gedulden. Die Lieferung wurde für März bis Juli 2003 in Aussicht gestellt.

Die nächste Hürde war das zweistündige Pflichttraining, das jeder Kunde an einem der Veranstaltungsorte in den USA absolvieren muß. Ohne Training keine Lieferung! Aber eine transatlantische Reise antreten, nur um mit dem PT ein paar Hütchen auf dem Hotelfußboden zu umfahren (oder umzufahren)? Das erschien mir doch zu aufwändig, also suchte ich mir über www.segwaychat.com einen Freiwilligen, der als Vertreter der 'Thomas Knauf GmbH' am 16. März das Training in Los Angeles besuchte. Es erforderte einige E-Mails, aber der Helfer erwies sich als zuverlässig und hatte selbst viel Spaß und Freude beim Training.

Die nächste Hürde war die Zahlungsabwicklung. Ich  lernte, dass es nicht ausreicht, eine gültige Kreditkarte mit einem Kartenlimit oberhalb des Kaufpreises zu besitzen. Wenn mit der Karte nicht regelmäßig Geschäfte mit ähnlichem Volumen und an ähnliche Geschäftspartner abgewickelt werden, dann scheitert die Zahlung an den 'Security Procedures' der Kartengesellschaft. So soll Internet-Betrügereien vorgebeugt werden. Da hilft es auch nichts, wenn der Kartenbesitzer gegenüber der Kartengesellschaft ausdrücklich erklärt, er wünsche die Zahlung. Kundenwünsche bleiben unberücksichtigt. Stattdessen wird der Zahlungsempfänger gegängelt, er muss nach Europa telefonieren um einen 'Approval Code' abzurufen und dafür werden ihm immer neue wichtige Fragen gestellt (Wann hat der Karteninhaber Geburtstag? Wie lautet der CVC Code?). So wird das Durchhaltevermögen aller Beteiligten auf die Probe gestellt und der krisengeschüttelten Telekommunikationsbranche aus dem Umsatztief geholfen.

Die nächste Hürde war der Versand nach Deutschland. Federal Express lehnte dankend ab, das Paket sei zu groß. DHL nahm die Ware an, schaffte aber weder die Verzollung noch die Zustellung. Nach einem ganzen Tag beim Kölner Zoll (4:32 bis 22:35 Uhr) war das Paket dann allerdings Zoll-versiegelt - Öffnung unter Androhung von Freiheitsstrafe untersagt.  Und die lustigen DHL-Kuriere fuhren die Ware nach einem Zustellversuch wieder in die Niederlassung zurück. Sie meldeten "Empfängerbüro verschlossen", obwohl an der Empfänger-Bürotür mit großen Buchstaben zu lesen ist "HIER KEINE WARENANNAHME" und eine kleine Grafik den richtigen Weg weist. Internationales Expressgutgeschäft, da kann natürlich nicht jeder Mitarbeiter deutschsprachige Schilder lesen.

Also machte ich mich selbst auf den Weg nach Hamburg und holte das Paket am Samstag, den 12.4. bei DHL ab. Und gleich anschließend (auf Rat der DHL-Mitarbeiter) noch schnell zum Flughafen zur Zollabfertigung. Das hätte ich mir sparen sollen. Herr Elvers wird mit seinen beiden Mitarbeitern in dieser Angelegenheit eine dreiviertel Stunde lang belehren, maßregeln und telefonieren. Dann begab sich der Zoll ins hartverdiente Wochenende. Ich weiss nun ein bißchen mehr über T1, freien Verkehr und schriftliche Zollanträge auf Einheitspapier 0737, aber mein Paket blieb versiegelt. Das es auch kundenfreundlicher geht, bewies dann am Montag morgen der Lübecker Zoll, der mir nett mit dem Papierkrieg half und die Sache zügig abwickelte.

Die letzte Hürde war das fehlende "Welcome Kit". Es geht normalerweise der eigentlichen Lieferung voraus und enthält ein Handbuch und ein Safety-Video. Da ich am Training nicht selbst teilgenommen hatte, wollte ich doch wenigstens die Bedienungsanleitung und die Sicherheitshinweise aus dem Video kennen. Leider war, wie sich auf mühsame Nachfragen herausstellte,  mein Welcome Kit auf dem Versandwege zwischen Segway und der US-Lieferadresse verlorengegangen. Segway schickte nach ein paar Tagen Ersatz, am 14. April ist endlich alles komplett.

Nach 53 E-Mails, dutzenden von Telefonaten und mehreren Auto-Fahrten (DHL, Zoll) weiss ich nun was es bedeutet, Pilotkunde zu sein und wie wertvoll ein lokales Vertriebsbüro sein kann.
 

Das Auspacken und Zusammenbauen

Das Paket noch mit Zollsiegel Das Fahrgestell ist fertig vormontiert Nach Anschrauben des Lenkers ist der HT fahrbereit

Der Segway PT läßt sich problemlos innerhalb weniger Minuten montieren. Die Maschine und das Zubehör machen einen stabilen, soliden und gut durchdachten Eindruck. Die  Dokumentation kommt mit zwei kleinen Heftchen (Rider's Guide und Reference Manual) und dem Safety Video aus, ich habe keine wichtigen Informationen vermißt. Allerdings beschränkt sich die Maschine auf die Grundfunktion des Fahrens und verzichtet auf jeglichen, vielleicht auch wünschenswerten, Schnickschnack (keine Beleuchtung, kein Tacho, kein Kilometerzähler, keine Taschen um etwas zu transportieren). Da kann sich noch ein reger Zubehörhandel entwickeln.

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