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Stand: 9.2.1999 |
Der folgende Beitrag erschien in der Ausgabe 5/92 der Zeitschrift "Die Benutzergruppe". Er erläutert die legitimen Anwendungsbereiche der SYSKOMP-ID-BOX aus damaliger Sicht. Viele der aufgeführten Argumente sind auch heute noch gültig. Hinzu kommt, daß Hewlett Packard den Verkauf der HP46084A ID-Module inzwischen eingestellt hat. Für eine Neu-Installation mancher älterer Software-Pakete ist die SYSKOMP-ID-BOX somit unumgänglich geworden. |
Wer Hard- und Software seines HP9000 Systems rechtmäßig erworben hat, erwartet, seine Anwendung (im gesetzlich zulässigen Rahmen) unbehindert nutzen zu können. Leider ist das nicht immer möglich. Hewlett Packard hat mit dem HP46084A ID-Modul eine Software-Sperre eingeführt, die die unlizenzierte Nutzung von Programmen unterbinden soll. Unglücklicherweise gelingt es dem HP-ID-Modul nicht, rechtmäßige und unrechtmäßige Software-Nutzung sauber voneinander zu trennen. In vielen Fällen wird auch die ordnungsgemäße Anwendung der Software ver- oder behindert. (Für den umgekehrten Fall, daß ein HP-ID-Modul die unlizenzierte Software-Nutzung ermöglicht, sind bezeichnenderweise keine Beispiele bekannt.)
Bei den HP-ID-Modulen handelt es sich um Unikate, die sich anhand einer verschlüsselten, maschinen-lesbaren Serien-Nummer voneinander unterscheiden. Jeder erworbenen Software-Lizenz muß beim Kauf ein HP46084A ID-Modul zugewiesen werden. Diese Zuordnung ist unwiderruflich, denn aus ihr ergibt sich das Codewort, das dem Kunden vom Software-Lieferanten mitgeteilt wird. Die Software fragt die Serien-Nummer des ID-Moduls ab und arbeitet nur, wenn das passende Codewort eingegeben wird. Die Abfrage kann sowohl bei der Installation der Programmdateien auf der Festplatte (z.B. beim "/etc/update" von einer CD-ROM) als auch regelmäßig während der Programmbenutzung erfolgen. Da einer Raubkopie unmöglich dasselbe ID-Modul zur Verfügung stehen kann, wird die mehrfache Nutzung einer Lizenz wirksam verhindert. Dieses Verfahren mag für den EDV-Anwender akzeptabel sein, solange nur ein einzelner Arbeitsplatz und ein einziges Programmpaket genutzt werden. (Sieht man einmal von dem Risiko ab, daß das ID-Modul durch Hardware-Defekt, Diebstahl oder Sabotage ausfällt.)
Der typische Einsatz von Workstations hat sich seit der Einführung
des HP-ID-Moduls im Jahre 1985 jedoch völlig gewandelt. Einzelplätze
werden zunehmend von Netzwerk-Konfigurationen verdrängt. Die Rechner
werden ständig leistungsfähiger und billiger, die Hardware-Innovationszyklen
kürzer. Workstations entwickeln sich von Spezial-Werkzeugen für
eine bestimmte Aufgabenstellung zu Universal-Werkzeugen für eine Fülle
von Anwendungen. Schließlich laufen Computer nicht mehr nur am Arbeitsplatz,
sondern auch zu Hause und unterwegs. Wie wirkt sich die HP-Software-Sperre
angesichts dieser Trends aus?
Die Folge für ID-Modul-gesperrte Programme ist, daß jedesmal, bevor eine Anwendung auf einem neuen Arbeitsplatz gestartet werden kann, ein passendes ID-Modul gesucht werden muß. Dies muß dann von der Workstation, an der es gerade nicht gebraucht wird, abgezogen und am gewünschten Arbeitsplatz installiert werden, eine mühselige und zeitaufwendige Prozedur.
Auf diesen unhaltbaren Zustand hat HP inzwischen reagiert und mit dem "Network Licence Server" versucht, gewisse Erleichterungen zu schaffen. Das ID-Modul muß nur noch an einem zentralen Arbeitsplatz vorhanden sein, auf dem der Lizenz-Server läuft, der dann über das Netzwerk mit allen Workstations kommuniziert, um Lizenzen zuzuteilen oder zu verweigern. Dennoch bleiben eine Reihe von Problemen ungelöst:
Viele Software-Lizenzen werden also im Laufe Ihrer Nutzungszeit (die Lizenzbestimmungen sprechen von einem "zeitlich unbegrenzten Nutzungsrecht") nacheinander auf verschiedenen Rechnern eingesetzt. Damit verbunden ist ein mehrfaches Umkonfigurieren des Systems und häufig auch eine Neuverteilung der Lizenzen auf verschiedene Rechner, z.B. um die unterschiedliche Leistungsfähigkeit der einzelnen Maschinen besser auszuschöpfen oder um die Applikationen gleichmäßiger auf die gestiegene Anzahl von Computern zu verteilen.
Die HP-Software-Sperre verhindert aber in vielen Fällen eine sinnvolle Neuverteilung. Sind mehrere Programme an ein gemeinsames HP-ID-Modul gekoppelt, so ist eine nachträgliche Trennung der Applikationen ausgeschlossen.
Andererseits ist es unmöglich, jeder Lizenz von vornherein ein eigenes HP-ID-Modul zuzuweisen. Die HP-HIL Schnittstelle vermag nur bis zu sieben Geräte zu bedienen, was die maximale Anzahl der ID-Module begrenzt. Bei einem Arbeitsplatz mit Tastatur, Maus, Grafik-Tablett und der HP46085A Knob-Box, die allein drei HIL-Adressen belegt, verbleibt nur die Anschlußmöglichkeit für ein einziges ID-Modul. In diesem Fall müssen zwangsläufig alle Lizenzen an das eine ID-Modul gekoppelt werden (oder jeder Applikationswechsel erfordert das Umstecken der ID-Module). Wird das System später erweitert, so ist eine Verteilung der Software-Produkte auf verschiedene Rechner nicht mehr möglich.
Genausowenig kann der Anwender einzelne Lizenzen weiterverkaufen, solange er das zugehörige ID-Modul noch für andere Programmpakete benötigt.
Aufgrund der häufigen Programmwechsel ist es in diesem Umfeld nicht mehr praktikabel, die HP-ID-Module laufend umzustöpseln.
Da nicht genügend HIL-Adressen zur Verfügung stehen, um für jedes Software-Produkt ein eigenes ID-Modul einzusetzen, müssen zwangsläufig mehrere Applikationen einem gemeinsamen Modul zugeordnet werden. Diese Verknüpfung ist unauflöslich und erweist sich als Fessel, sobald sich die Anforderungen ändern und die Lizenzen neu auf die verschiedenen Rechner verteilt werden sollen.
Es ist völlig legitim, wenn sich die Anwender mit der SYSKOMP-ID-BOX eine Art "Zweitschlüssel" zu Ihrer Software zulegen, um Ihre Software-Nutzungsrechte in vollem Umfang wahrzunehmen. Die Behauptung, damit würde nur der illegalen Software-Nutzung Vorschub geleistet, ist ähnlich abwegig wie die Auffassung, die Anfertigung von Ersatzschlüsseln durch Schlüsseldienste geschehe nur zum Zweck des Einbruchs.